Neues von C + P

Einblicke von der Kommandobrücke

100 Jahre CHRISTMANN + PFEIFER – Interview mit Karsten Kußmann und Rolf Heinecke über die Führung eines Traditionsunternehmens.

CHRISTMANN + PFEIFER wird 2025 100 Jahre alt. Anlässlich dieses Meilensteins standen schon die Gründer, die Produkte und die Mitarbeitenden im Blickpunkt unserer Kommunikation. Heute werfen wir das Licht einmal auf die Unternehmensführung.

Rolf Heinecke übernahm die Geschäftsführung 1985, sein Nachfolger Karsten Kußmann wiederum von ihm in 2024 – jeweils schon mit 60 bzw. sogar fast 100 Jahren Unternehmensgeschichte im Rücken.

Wie lässt sich ein traditionsreiches Unternehmen steuern? Was sind die Herausforderungen, Besonderheiten und liebenswerten Eigenschaften? Im Gespräch lernen wir das Unternehmen noch einmal aus ihrer Warte, von der „Kommandobrücke“, kennen.

Herr Heinecke, Herr Kußmann: Wie ist es eigentlich, ein Traditionsunternehmen in verantwortlicher Position zu übernehmen?

Rolf Heinecke:
„Ich habe das Unternehmen Mitte der 1980er in Krisenzeiten übernommen: Mit der Ölkrise beginnend war die ganze Bauindustrie in Schieflage geraten. Tradition schreibt nicht immer dauerhaft Erfolge! Aber ich habe damals eine modernisierte und hochfunktionale Produktion von meinem Vorgänger übernommen, die hatte er wirklich im Blick – und sie war auch der Grundpfeiler, um das Unternehmen wieder wirtschaftlich zu machen. Bei aller Krise war da also immer noch dieser starke Kern.“

Karsten Kußmann:
„Ich kam letztes Jahr in Zeiten sichereren Fahrwassers. Die Firma ist in einem Zustand, wie man sie gerne hätte: Der Materialfluss in der Produktion ist auch heute noch etwas, das uns auszeichnet, da ist Kontinuität da. Und ich kann auf die über Jahre gewachsene Diversität setzen, denn wir sind mit verschiedenen Produkten und Dienstleistungen in verschiedenen Segmenten erfolgreich unterwegs – das sorgt für Balance. C + P ist ja inzwischen fast ein Kleinkonzern.“

Was macht C + P aus Geschäftsführersicht aus?

Karsten Kußmann:
„Es ist nach wie vor ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen. Hier kann man also wirklich als Unternehmer tätig sein, neue Märkte erschließen, neue Produkte oder Dienstleistungen etablieren.“

Rolf Heinecke:
„Die Menschen hier haben ein anderes Verhältnis zu ihrer Arbeit, als ich es vorher aus meiner rheinischen Heimat kannte: Man ist dem Unternehmen sehr verbunden. Die Mitarbeiter ziehen mit, das ist ein echtes Pfund.“

Wie hat sich die Rolle des Geschäftsführers in den letzten Jahrzehnten verändert?

Rolf Heinecke:
„Vier Jahrzehnte – da verändert sich einiges! In meinen Anfangszeiten war Führung wie in der Bundeswehr mit Befehl und Gehorsam verknüpft... damit gewinnt man heute keinen Blumentopf mehr.“

Karsten Kußmann:
„Von oben herab – das ist auch nicht mein Stil. Man muss die Belegschaft mitnehmen, sie sind heute quasi Mitunternehmer und wollen verstehen, wohin die Reise geht. Führung ist heute kooperativer.“

Was ist für einen Geschäftsführer unerlässlich?

Karsten Kußmann:
„Definitiv ein dickes Fell. Man muss Druck gut aushalten können und ein ordentliches Maß an Resilienz mitbringen für all das, was nicht läuft wie erhofft.“

Rolf Heinecke:
„Und Risikobereitschaft. Aber auch das Wissen darum, wie weit man gehen kann, ohne das Unternehmen zu gefährden. Um im Bild der Kommandobrücke zu bleiben: Der Skipper darf keine Angst haben. Ich habe viele Unternehmen gesehen, die sich nie aus dem geraden Fahrwasser herausgetraut haben. Untergegangen sind sie trotzdem. Man kann nicht alle Klippen umschiffen. Auch Geschäftsführer machen Fehler. Aber man sollte kein Risiko eingehen, das so groß ist, dass es das ganze Unternehmen gefährdet.“

Und was versuchen Sie zu vermeiden?

Rolf Heinecke:
„Man sollte tunlichst vermeiden, zu euphorisch zu werden! Und nicht aus den Augen verlieren, dass man im Mittelstand als Geschäftsführer auch immer der Letztverantwortliche ist.“

Karsten Kußmann:
„Das stimmt. Ich möchte mich nicht in falscher Sicherheit wähnen. Einfach laufen lassen – das klappt genau so wenig, wie von oben herab Anweisungen rauszuhauen. Tradition hin oder her, nur zu bewahren und sich auf alten Lorbeeren auszuruhen, ist keine Option. Also muss man genau schauen: Was kann man Neues wagen, ohne Belegschaft und Kunden zu überfordern? Tradition allein sichert eben nicht die Zukunft.“

Zum Schluss ein kleiner Ausblick: Wie wird die Unternehmensgeschichte weitergeschrieben?

Rolf Heinecke:
„Ich schreibe ja nicht mehr aktiv mit, aber ich freue mich schon, dass mein Nachfolger mutig voran geht. Es gibt nach einem Jahr schon eine zusätzliche Niederlassung in Darmstadt und neue Mitarbeiter – es geht weiter! Und ich habe gerade bei einer kleinen Runde über die Flure gemerkt, wie viele neue Namen hinzugekommen sind. Ich finde es toll, wenn C + P weiter Menschen begeistert.“

Karsten Kußmann:
„Ich werde auf jeden Fall offen sein, für das was kommt. Ich versuche genau zuzuhören, um daraus Ideen zu entwickeln, die auf offene Ohren stoßen. Stillstand ist für mich Rückschritt, ich will einfach weiter mit der Zeit gehen und die Herausforderungen der aktuellen Gegebenheiten annehmen, das ist eine große Aufgabe. Wie sich die Geschichte dann im Rückblick weiter liest, da bin ich selbst am meisten gespannt.“